Was haben ein Chemiker und ein Organisator eines Kirchenchors gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Und doch wurden sie gemeinsam erfolgreich.

Eine Erfolgsgeschichte

In den 1960er Jahren arbeitete der Wissenschaftler und Chemiker Spencer Silver an einer Art Superkleber – und das ziemlich erfolglos. Silver hatte Schwierigkeiten, eine praktische Anwendung für diesen Klebstoff zu finden, da er nicht stark genug für herkömmliche Klebezwecke war. Der Kleber liess sich nämlich problemlos von Oberflächen wieder ablösen.

Gut 5 Jahre später: Arthur Fry, ein Kollege Silvers, war Mitglied in einem Kirchenchor. Jeden Mittwochabend bereitete er mit Papierstreifen die Lieder im Gesangsbuch vor und ärgerte sich regelmässig darüber, dass die Zettel bis zum Sonntag wieder herausgefallen waren. Fry erinnerte sich an den wieder ablösbaren Kleber von Silver, holte eine Probe aus dem Labor, trug ihn auf kleine Zettel auf und erprobte die neue Kombination. Und tatsächlich hafteten seine Lesezeichen zuverlässig, liessen sich aber auch wieder leicht aus dem Buch lösen, ohne es zu beschädigen.

So erfanden ein Chemiker und ein engagierter Kirchenchor-Organisator die Haftnotizen – heute als Post-it® bekannt. Die kleinen Zettel sind aus keinem Büro mehr wegzudenken.

Wenn Wissen und Fähigkeiten sich ergänzen

Eine erfolgreiche Idee, ein erfolgreiches Start-up profitiert davon, wenn das Team aus Personen besteht, deren Kenntnisse und Fähigkeiten sich ergänzen und die aus unterschiedlichen Erfahrungsräumen kommen. Wenn alle gleich denken, kommt man nicht weit. Silver hatte erfolglos versucht, für seinen speziellen Kleber ein Anwendungsgebiet zu finden. Das Beispiel zeigt, dass eine Erfindung allein nichts wert ist, wenn sie nicht im richtigen Kontext verwendet wird. Fly mit seinen Erfahrungen im Kirchenchor hatte dann die zündende Idee.


Ein diverses Team hat oft innovativere Ideen. Nicht umsonst achten Investor:innen bei Pitches auf die Zusammensetzung des Gründungsteams, denn dieses Team ist entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg des Start-ups. Ein Team, das divers ist und sich gegenseitig ergänzt, kann selbst mit weniger guten Geschäftsideen erfolgreich sein. Sie sind in der Lage, sich besser an die sich schnell verändernden Märkte und Bedürfnisse der Kundschaft anzupassen. Mit anderen Worten: Je diverser die Erfahrungsräume der beteiligten Personen sind, desto eher wird eine Innovation oder Erfindung erfolgreich sein, da mehr Anwendungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Wie divers sind Start-ups eigentlich?

Die typische Gründerpersönlichkeit in der Schweiz ist: männlich (ca. 80%), bei der Gründung des ersten Start-ups rund 30 Jahre alt und in der Stadt wohnhaft. Die meisten Gründer:innen besitzen einen Hochschulabschluss (ca. 90%). Etwa die Hälfte der Gründer:innen haben Vorerfahrungen und bereits ein Start-up gegründet. Bezieht man alle Gründer:innen mit ein (also nicht nur das Alter bei der ersten Gründung), sind die meisten in den Altersgruppen 25-34 Jahre (41%) oder 35-44 Jahre (ebenfalls 41%) zu finden.

In der Schweiz setzt man auf Teamarbeit. Drei von vier Start-ups werden von mehr als einer Person gegründet. Start-ups in der Schweiz beschäftigen oft internationale Fachkräfte – etwa die Hälfte der Belegschaft kommt aus dem (EU-)Ausland. Diese bringen oft auch ihr internationales Netzwerk in das Start-up mit ein.

Start-ups könnten aber sicher noch von einer grösseren Diversität profitieren. Viele berücksichtigen die unterschiedlichen Diversity-Dimensionen bei der Zusammensetzung ihrer Teams nicht und viele Gründer:innen kommen aus der gleichen sozialen Schicht.

Warum haben Gründerinnen schlechtere Karten?

Frauen haben oft schlechtere Chancen, als Gründerin eine Finanzierung zu erhalten, da viele – meist männliche – Geldgeber:innen eher in Hochtechnologie investieren, während Gründerinnen sich oft in den Bereichen Gesundheit, Nachhaltigkeit und Bildung engagieren. Zudem haben Gründerinnen häufiger mit Geschlechterstereotypen und unbewussten Vorurteilen zu kämpfen. Bei den Investor:innen müssen sie viel grössere Hürden überwinden als männliche Entrepreneure.

So berichtete 2020 der Harvard Business Review von einer Studie, laut der ein und derselbe Pitch weniger Investments erhält, wenn er von einer Frau vorgetragen wird. Zu Unrecht: Von Frauen gegründete Unternehmen sind – gemäss einer Untersuchung der Boston Consulting Group – oft nachhaltiger und sogar wirtschaftlich erfolgreicher.

Die Plattform Female Founders möchte Frauen ermutigen und bietet deswegen Schweizer Neugründerinnen ein Netzwerk, versucht Role Models zu zeigen und Vorurteile gegenüber Entrepreneurinnen abzubauen.

Diversität als ein Schlüssel zum Erfolg

Diversität hilft Start-ups, am Markt erfolgreich zu sein. Die Gesellschaft wird immer vielfältiger, die Kund:innen auch. Nur ein diverses Team kann die neuen und vielfältigen Zielgruppen analysieren und mit ihren Produkten und Dienstleistungen gezielt ansprechen.

Diversität umfasst nicht nur die offensichtlichen Dimensionen wie Geschlecht, Alter und Herkunft, sondern auch weitere Aspekte wie Persönlichkeit, Lebenserfahrung, Werte und Einstellungen. Diese schlummernden Potenziale müssen für Unternehmensgründungen genutzt werden.

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Über die Autorin / den Autor

Sylvia

Sylvia Hodek-Flückiger Project Manager, Competence Centre for Diversity & Inclusion FIM-HSG

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