Unternehmertum ist ein riskantes Unterfangen und fordert Eigeninitiative und Eigenverantwortung. Verantwortliche eines Unternehmens müssen zu jeder Zeit auf Veränderungen gefasst sein. Um sich rechtzeitig für Unbestimmtes vorzubereiten, wird deshalb der laufende Einsatz von Risikomanagement verlangt. Dabei ist wichtig, die möglichen Risiken frühzeitig zu identifizieren (z.B. die eigenen Abhängigkeiten), deren Eintritt und das Schadenspotenzial zu beurteilen und basierend darauf die entsprechenden Massnahmen zu treffen. Die aktuelle Pandemie wurde generell als wenig wahrscheinliches Ereignis eingestuft. Dessen Eintritt hätte vom einzelnen Unternehmen auch nicht verhindert werden können. Wichtiger ist aber die Einschätzung, wie man die damit zusammenhängenden Folgen für das eigene Unternehmen beurteilt hat. Es ist also klar zwischen der allgemeinen Ursache und den individuellen Wirkungen zu unterscheiden. Auch wenn also die nun bekannte Ursache nicht beeinflusst werden konnte, sind damit nicht zwangsläufig auch die negativen Folgen auf das eigene Unternehmen begründbar.

Unternehmerinnen und Unternehmer wissen, dass bereits der blosse Erhalt einer über eine lange Zeit hart erarbeiteten Marktposition schwierig ist. Dafür ist der Einsatz von viel Zeit, Innovationsgeist und finanziellen Mitteln nötig, weil sonst einem die Wettbewerber die eigene Position schnell streitig machen und früher oder später vorbeiziehen werden. Wenn das aber bereits für den «blossen» Erhalt des Status Quo gilt, so tun Unternehmen gut daran, für Wachstum erst recht in die Entwicklung ihres Geschäftes zu investieren.

Diese Überlegungen zum Risikomanagement bei Unternehmen lassen sich auch auf die eigene berufliche Leistungsfähigkeit und Karriereplanung übertragen. Wendet man diese Gedanken auf die eigene Ein-Mann/Frau-AG an, stellt man schnell fest, dass die gleiche Logik für den Erhalt der eigenen Arbeitsmarktfähigkeit und die berufliche Weiterentwicklung, also die persönliche Karriere gilt.

Klar, es gibt noch immer die Fälle glücklicher Fügung, wo man zur rechten Zeit am richtigen Ort war und förmlich die Karriereleiter raufgespült wurde. Das Prinzip Hoffnung taugt jedoch nicht für eine seriöse Planung. Zu schnell wechselt der Bedarf der Unternehmen und auch zu unstetig ist der Arbeitsmarkt geworden, um einfach nur zuversichtlich zuwarten zu können. Und in einer schnell getakteten Zeit kann man nur noch in seltenen Fällen langsam in eine neue Rolle hineinwachsen. Heute sind die Zeitfenster kleiner geworden und die Wahrnehmung dieser Gelegenheiten verlangt, dass man im richtigen Zeitpunkt für den sofortigen Einsatz bereit ist. Das bedeutet, dass man sich heute – strategisch gedacht – jederzeit auf verschiedene Optionen vorbereiten sollte. Man muss sich also – ganz im Geiste von Pestalozzi – eigenverantwortlich und laufend mit neuem Wissen (Verstand) und Erfahrung (Hand) ausstatten, was idealerweise angenehmer ist und besser gelingt, wenn man es auch damit verbindet, was man für sich richtig hält (Herz). So ist man im konkreten Fall wirklich einsatzbereit und kann vertrauensvoll die gebotene Gelegenheit nutzen.

Das bedeutet aber auch, mit Ungewissheiten leben zu können und mögliche Verluste durch nicht direkt nutzenstiftende Aufwendungen zu akzeptieren. Wichtig ist dabei, Frustrationsvermögen und Widerstandskraft aufzubauen. Die gute Nachricht ist, dass am Ende selbst das vermeintlich Negative beruflich gesehen trotzdem eine wertvolle Investition darstellt: Man beweist damit, dass man offen für Neues ist und solches selber probiert hat (Stichwort: Unternehmertum), ständig in Bewegung war und sich selbst voranbringen wollte (Stichwort: Agilität), trotz Rückschlägen nicht aufgegeben hat (Stichwort: Resilienz), stets wach geblieben ist (Stichwort: Mut und Neugier), sich als initiativ und eigenverantwortlich geoutet hat (Stichwort: Führungskraft) und sich für sich selbst eingesetzt hat (Stichwort: Authentizität). Um im stark umkämpften Rekrutierungsmarkt bestehen und die eigene Arbeitsmarktfähigkeit weiter erhalten zu können, ist also die laufende Anpassung und Veränderung erforderlich, um nicht nur interessant und relevant zu bleiben, sondern sich auch stetig weiterzuentwickeln.

Wer Karriere machen will, will mehr erreichen, als nur seine bisherige Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten, was ohnehin bereits hohe Investitionen in Zeit und Geld erfordert. Er versteht sich als innovativer Mensch mit Eigeninitiative und -verantwortung und ist bereit, entsprechende Investitionen zu tätigen und schlimmstenfalls auch die damit zusammenhängenden potenziellen Verluste zu tragen. Meine Empfehlung: Nehmen Sie ihre berufliche Entwicklung in die eigene Hand und seien Sie auch bereit, die mit falschen Entscheiden verbundenen Risiken eigenverantwortlich zu tragen, statt sich dafür von ihrem Arbeitgeber «betreuen» zu lassen oder bloss passiv auf das Prinzip Hoffnung zu bauen. Denn mit dem richtigen Risikomanagement in der eigenen Karriereplanung kann man sich bestens auch auf Unplanmässiges vorbereiten.

Über die Autorin / den Autor

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Prof. Dr. Bruno Mascello Academic Director Law & Management

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