Anita Winter, Tochter zweier Holocaust verfolgter Eltern, absolvierte das Women Back to Business-Programm. Die Weiterbildung war für sie pure Inspiration und eine unvergleichliche Hilfe bei der Umsetzung einer Herzensangelegenheit.

Wo stehen Sie heute beruflich und privat?

Ich präsidiere die Gamaraal Foundation, die ich im Jahr 2014 gegründet habe. Die Stiftung unterstützt bedürftige Überlebende der Schoah und engagiert sich im Bereich der HolocaustEducation. Daneben habe ich als Vertreterin der grössten jüdischen internationalen Menschenrechtsorganisation eine Akkreditierung am UNOMenschenrechtsrat in Genf und spreche dort regelmässig. Ich bin verheiratet und Mutter von vier erwachsenen Kindern.

Wie entstand die Idee, die Stiftung Gamaraal zu gründen? Sie waren zuvor eine erfolgreiche Unternehmerin in der Modebranche?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Ich habe in Zürich BWL zu studieren begonnen und bald danach meine eigene Firma gegründet. Unter dem Label Anita S. habe ich eigene Kleiderkollektionen designt und europaweit für Erwachsene verkauft. Zudem hatte ich verschiedene Vertretungen, unter anderem Walt Disney Babywear, und war damit, bitte verzeihen Sie mir, wenn es unbescheiden tönt, sehr erfolgreich. Nachdem unser viertes Kind auf die Welt gekommen ist, habe ich realisiert, dass ich entweder eine schlechte Mutter oder eine schlechte Unternehmerin bin oder meine Kinder fremdbetreuen lassen musste, was ich auf keinen Fall wollte. Also entschied ich mich, mein florierendes Geschäft zu reduzieren, um für eine Weile mehr Zeit für die Kinder zu haben. Aber immer mit der festen Überzeugung, nach ein paar Jahren weiterzumachen und mein Geschäft im Modebusiness weiter auszubauen. Rückblickend war dies eine grosse Fehleinschätzung. Als es dann so weit war und meine jüngste Tochter ungefähr zehn Jahre alt war, musste ich feststellen, dass sich die Modewelt stark verändert hatte und es praktisch unmöglich war, da fortzufahren, wo ich zehn Jahre zuvor aufgehört hatte.

Daraus entstand dann Ihr Wunsch nach einer neuen beruflichen Herausforderung, richtig?

Nicht unbedingt. Es war schon immer mein Wunsch, nochmals zu studieren, am allerliebsten in Harvard. Da mir aber die Nähe zu meiner Familie sehr wichtig ist, habe ich mich in der Schweiz umgeschaut und bin auf das WBB-Weiterbildungsprogramm gestossen, das mich von der ersten Sekunde an fasziniert und begeistert hat.

Gab es eine besonders schwierige Situation auf Ihrem Weg zum beruflichen Umstieg?

Mit dem Erfolg der Stiftung, insbesondere mit der Realisierung der Ausstellung „The Last Swiss Holocaust Survivors“, wurde die Verantwortung, die ich zu tragen hatte, sehr schnell sehr gross. Ich musste Wege finden, damit umzugehen, um mich von dieser Verantwortung nicht lähmen zu lassen.

 

Wenn Sie den Prozess Ihres beruflichen Umstiegs rückblickend betrachten: Was war das Wichtigste?

Das Allerwichtigste war sicherlich die WBB-Weiterbildung, die mir den Mut und das Selbstvertrauen gegeben hat, manchmal auch unkonventionelle Entscheidungen zu treffen. Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen und zu verstehen, wie zentral Resilienz im beruflichen und familiären Leben ist. Der zweite wesentliche Punkt ist: Die Gamaraal Foundation ist für mich ein Herzensprojekt, aber mir war es über all diese Jahre auch wichtig, meinen Kindern zu zeigen, dass Bildung und Engagement zentral im Leben sind. Bildung ist für mich nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch Herzensbildung. Mein Grossvater, ein Holocaustüberlebender, erzählte mir wenig über seine traumatischen Erlebnisse in der Schoah, weil er mich schützen wollte. Ein Satz hat mich aber sehr geprägt: „Hör zu, Goldschatz“, sagte er mir als Kind, „die Nazis haben mir im Krieg alles genommen, meine Eltern, all meine Geschwister, mein gesamtes Vermögen, meine Würde, sogar meinen Namen. Du kannst im Leben alles verlieren, ausser deine Bildung.“

Anita Winter

Anita Winter

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Über die Autorin / den Autor

o2AHBToffD

Executive School of Management, Technology and Law

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