Tatsache ist, dass die 1000-Franken-Note als tägliches Zahlungsmittel in der Schweiz kaum eingesetzt wird, wo der Durchschnittsbetrag einer Transaktion bei rund 60 Franken liegt. In unserer Umfrage gaben lediglich drei Prozent der Befragten an, aktuell mindestens einen Tausender im Portemonnaie zu haben. Der geringe Besitz bzw. die niedrige Einsatzhäufigkeit des Tausenders werden auch in einer SNB-Umfrage untermauert: Gemäss Selbsteinschätzung beziehen 1000-Franken-Noten lediglich rund fünf Prozent der Befragten regelmässig und über rund 98 Prozent benutzen sie nie bzw. selten im Alltag – dies obwohl immer noch 35 Prozent der Zahlungen über 1000 Franken mit Bargeld beglichen werden.

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit eine 1000er-Note zu besitzen, was auch mit steigendem Einkommen einhergeht. Die Besitzer sind zudem vermehrt männlich und aus dem Tessin. Die 1000er-Note wird hauptsächlich an Bank- oder Postschaltern bezogen, wo sie vor allem auch für die Zahlung der Rechnungen und allgemein für Einkäufe verwendet wird. Häufig werden mit ihr Autos (31% der Befragten, welche die 1000-Franken-Note zur Bezahlung von Einkäufen verwenden), Elektrogeräte (23%) oder Einrichtungsgegenstände und Möbel (17%) gekauft.

Neben dem vermeintlichen Zweck als alltägliches Zahlungsmittel wird vermutet, dass die 1000er-Note vor allem als Wertaufbewahrungsmittel dient. Die seit Jahren sinkende Umlaufgeschwindigkeit des Bargelds ist ein Indiz für die vermehrte Hortung des Bargelds. Jedoch gaben lediglich 37 Prozent der Befragten in der SNB-Umfrage an, überhaupt Bargeld zuhause oder in einem Schliessfach zu lagern. Von diesen Personen bewahren drei Viertel weniger als 1000 Franken auf und rund einen Fünftel zwischen 1001 bis 5000 Franken. Die 1000-Franken-Note wird dabei äusserst selten als Wertaufbewahrungsmittel genannt (5% der Befragten). Folglich spielt die Tausendernote bei Privatpersonen als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel eine marginale Rolle. Wie lässt sich denn ihre makroökonomisch dargestellte Beliebtheit trotzdem erklären?

Einerseits ist festzuhalten, dass die Angaben der SNB u.a. auf persönlichen Interviews beruhen, welche keine Anonymität zulassen und das Problem der sozialen Erwünschtheit akzentuieren. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Resultate zur Nutzung des Bargelds als Wertaufbewahrungsmittel nicht wahrheitsgetreu sind und sich auf konservativem Niveau bewegen. Es gibt nämlich statistische Indizien, dass die Tausendernote zur Steuervermeidung verwendet wird, obwohl sich dies bei der aktuellen Vermögensverteilung für die meisten Personen finanziell kaum auszahlt. Regelmässig nimmt die Nachfrage nach 1000er-Noten im Dezember jeweils stark zu, um im Januar wieder deutlich zu sinken. Dies ist gemäss einer Studie konsistent mit der Beobachtung, dass Schweizer mehr 1000er Noten horten als Immigranten. Erstere sind aber auch im Durchschnitt älter und vermögender als letztere. Andererseits kommt eine weitere Studie zum Schluss, dass Ende 2015 insgesamt knapp über 70 Prozent der 1000-Franken-Noten ausschliesslich für das Horten verwendet wurden. Dieser Anteil stieg zwischen den späten 1990er Jahren von rund 30 Prozent auf rund 60 Prozent nach der Jahrtausendwende an, um dann nach der Finanzkrise auf über 70 Prozent zu steigen.

Folglich muss der Grossteil des 1000-Franken-Notenbestands entweder von (Schweizer) Institutionellen – d. h. keinen Privatpersonen – und/oder im Ausland als Wertaufbewahrungsmittel gehortet sein. Für erstere spricht die Tatsache, dass sie dank der Bargeldhortung mithilfe von 1000-Franken-Noten leicht die aktuellen Negativzinsen der SNB umgehen können, und für letztere, dass gemäss einer Studie im Jahr 1996 rund 77 Prozent des gesamten Schweizer Franken Bestands im Ausland gehalten wurde. Dies wohlwissend, dass die zugrundeliegende Währung längerfristig im Vergleich überaus werterhaltend – d. h. kaufkraftstabil – und schliesslich krisenresistent ist.

Zusammenfassend erfüllt die 1000er-Note also unterschiedliche Bedürfnisse für verschiedene Anspruchsgruppen, wobei ihre Rolle als Wertaufbewahrungsmittel im Ausland und für institutionelle Finanzintermediäre wohl die grössten Nachfragetreiber sind. Ihre Neulancierung wirkt dabei bestimmt nur förderlich.

Über die Autorin / den Autor

HT FSI HSG 132

Dr. Tobias Trütsch Managing Director Center for Financial Services Innovation

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