Wenn Sie in den nächsten Monaten für Ihr Unternehmen die Löhne mit dem Analysetool Logib auswerten, werden Sie sehen, ob Sie in Ihrem Unternehmen Lohngleichstellung haben. Dazu muss der unerklärte Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern unter der vom Bund vorgegebenen Toleranzschwelle von 5% 1 liegen. Ist der Wert höher, müssen Sie Massnahmen treffen und die Analyse nach vier Jahren wiederholen. Ist er niedriger, könnten Sie sich zurücklehnen, denn Sie erfüllen ja die gesetzlichen Vorgaben. Nur: Wissen Sie, ob Sie in Zukunft weiterhin diesen guten Wert haben werden? Wissen Sie, wie genau sich der Wert zusammensetzt? Kann es sein, dass trotzdem einzelne Gruppen diskriminierende Löhne erhalten? Was passiert mit dem Wert, wenn Sie im Unternehmen neue Personen einstellen oder Mitarbeitende befördern? Auch wenn der Wert tief ist, kann in Ihrer Unternehmung Lohndiskriminierung vorkommen. Oft liegt das Problem in den Rekrutierungs- und Beförderungsprozessen und in einer mangelnden Inklusionskultur im Unternehmen. Denn: Die Lohngleichheit ist nur das Endresultat gelebter Gleichstellung im Unternehmen. Gleichstellung – oder eben Diskriminierung – hat ihre Ursachen oft in problematischen Rekrutierungs- und Beförderungsprozessen.

Schauen wir uns zwei konkrete Beispiele an:

Das Logib-Modell ist ein Standardtool, das die Löhne von Frauen und Männern, die die gleichen persönlichen und berufsbezogenen Merkmale aufweisen, miteinander vergleicht. Dabei stellt Logib die Frage: «Verdient Anna, die gleich lang wie Peter im Unternehmen arbeitet, die gleich lange Arbeitserfahrung und dieselbe Ausbildung hat, dieselben Aufgaben ausführt und in derselben Hierarchiestufe angestellt ist, gleich viel wie Peter?» Logib gibt aber nur vage Hinweise darauf, ob es im Unternehmen noch andere Annas gibt, deren Qualifikationen zwar ähnlich sind wie Peters Qualifikationen, die aber nicht in einer vergleichbaren Position wie Peter angestellt sind. Die Frage dahinter ist folgende: Haben im Unternehmen Frauen und Männer mit ähnlicher Qualifikation auch eine ähnliche Position inne? Hier steht die Frage nach Beschäftigungsdiskriminierung im Zentrum. Was heisst das? Das Eidgenössische Büro für Gleichstellung schreibt dazu: «Wenn Frauen bei gleicher Qualifikation innerhalb eines Unternehmens geringere Anstellungschancen, weniger Möglichkeiten im Bereich von Weiterbildung, Beförderung und Übernahme von anforderungsreicheren Aufgaben erhalten, handelt es sich um Beschäftigungsdiskriminierung.» Die Quintessenz: Vergleichbare Frauen und Männer in ähnlicher Position haben zwar die gleichen Löhne, aber in höheren Positionen sind nur wenige Frauen zu finden, da sie womöglich in Bezug auf ihre Aufstiegschancen im Unternehmen schlechter gestellt sind.

Ein weiteres Beispiel: Ihr Logib-Test ergibt einen Wert unter 5%. Das sieht auf den ersten Blick gut aus. Bei genaueren Analysen zeigt sich aber, dass in den tiefsten Lohnbändern in Ihrem Unternehmen die Männer diskriminiert sind, in den mittleren Lohnbändern dagegen sind die Frauen diskriminiert. Sie haben also alle Hände voll zu tun, um Ihr Lohnsystem zu überarbeiten, sodass die Löhne durchgängig für alle Lohnbänder fair sind.

Wenn Sie Gleichstellung wirklich ernst nehmen, empfehlen wir Ihnen deshalb: Schauen Sie genauer hin. Denn erst mit einer nachhaltigen Gleichstellungsstrategie und den entsprechenden Massnahmen können Sie sicher sein, dass Sie auch in Zukunft faire Löhne haben. Wir freuen uns, dass Sie mit der Lohngleichheitsanalyse einen ersten Schritt machen werden und unterstützen Sie gerne dabei und bei weiteren Schritten.

Mehr zur Lohnanalyse unter: https://www.we-pay-fair.ch/

1Die Toleranzschwelle muss statistisch signifikant unter 5% liegen, damit man die gesetzlichen Vorgaben einhält.

Über die Autorin / den Autor

o2AHBToffD

Executive School of Management, Technology and Law

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