Claudia Pfenniger arbeitete über 15 Jahre lang als Unternehmensberaterin in der Finanzbranche, bevor Sie Mutter wurde und eine Erwerbspause einlegte. Heute hat sie ihr eigenes Unternehmen und unterstützt Geschäftsführer und Manager bei der Gewinnung neuer Firmenkunden.

Claudia Pfenniger, Sie haben die «Women Back to Business»-Weiterbildung (WBB) letztes Jahr absolviert. Weshalb haben Sie sich für dieses Programm entschieden?

Da muss ich ein bisschen ausholen, denn es ist eine längere Geschichte. Ich habe in den USA studiert und war viele Jahre in der Finanzbranche als Beraterin tätig. Nach der Geburt meines Sohnes machte ich eine Erwerbspause, denn unser Kind hatte gesundheitliche Schwierigkeiten und brauchte meine volle Aufmerksamkeit. Nach sechs Jahren war ich bereit für den beruflichen Wiedereinstieg und begann mich auf verschiedenen Positionen zu bewerben. Ich suchte eine Teilzeitstelle mit möglichst hoher Flexibilität und spannenden Arbeitsinhalten. Ich erhielt ausnahmslos Absagen und stellte schnell fest, dass ich für viele Teilzeitstellen überqualifiziert war. Auf der anderen Seite schmolz mein Selbstwertgefühl mit jeder Absage. Schliesslich entschied ich mich für die Weiterbildung an der Universität St. Gallen, weil mich die verschiedenen Komponenten des Programms überzeugten und ich gespannt war auf die neusten Theorien zum Beispiel aus den Bereichen Marketing und Projektmanagement. Im Rückblick muss ich sagen, dass die «Women Back to Business»-Weiterbildung die beste Investition war, die ich bisher in meinem Leben getätigt habe.

Sie sind begeistert von der WBB-Weiterbildung. Welche Programmteile waren denn hilfreich für Sie persönlich?

Neben den theoretischen Inputs, während denen ich mein Fachwissen auf den neusten Stand bringen konnte, hat mich das Praktikum, das ich bei der Swisscom absolviert habe, am allermeisten überzeugt. Ich habe während meines Praktikums zwei strategisch wichtige Projekte umgesetzt und vom ersten Tag an gemerkt, dass ich es noch kann und genau da weiterfahren konnte, wo ich vor rund sechs Jahren aufgehört habe. Dieses Gefühl war unglaublich beflügelnd und auch motivierend! Während des Praktikums erhielt ich sehr viel Bestätigung und Ermunterung, was für mein Selbstwertgefühl Gold wert war.

Unterdessen haben Sie Ihr eigenes Unternehmen «Leads4Business» mit zwei Mitarbeitenden. Wie kam es dazu, dass Sie sich selbstständig gemacht haben?

Auch dies hängt sehr stark mit der WBB-Weiterbildung zusammen. Die Geschäftsidee für meine Firma kam mir zu Beginn der Ausbildung, genauer gesagt, während des zweiten Moduls. Ich teilte die Idee in meinem Freundeskreis und holte Feedback ein, ob das funktionieren könnte. Die Rückmeldungen waren allesamt positiv, so dass ich mich bald an die Ausarbeitung eines Businessplans machte. Die ersten beiden Aufträge erhielt ich, noch bevor ich die Webseite für mein Geschäft fertig erstellt hatte.

Wie sieht Ihr Berufsalltag heute aus?

Mein Unternehmen ist im Bereich der Business-to-Business-Kaltakquise tätig. Das heisst, wir gewinnen neue Kunden für unsere Auftraggeber, wobei wir erfolgsbasiert arbeiten. Dies erlaubt unseren Auftraggebern nachhaltig zu wachsen, ohne zusätzliches Personal einzustellen. Konkret unterstützen wir Firmen und Organisationen in ihrer Wachstumsstrategie, indem wir ihnen durch effiziente Akquiseprozesse zu neuen Kunden- und Geschäftsbeziehungen verhelfen. Klingt kompliziert, ist aber in der Praxis eine spannende Herausforderung, die neben einem grossen Netzwerk viel Recherche- und Vorbereitungsarbeit verlangt. Kommt hinzu, dass es im Arbeitsalltag von Geschäftsführern und Managern genau diese Aufgaben sind, die gerne mal liegen bleiben und in diese Lücke springen wir mit unserem Angebot. Im Moment befinden wir uns voller Elan und Tatendrang im Auf- und Ausbau des Start-ups. Gegenwärtig läuft es so gut, dass ich bereits zwei Mitarbeitende anstellen konnte. Die eine Mitarbeiterin ist übrigens eine ehemalige WBB-Absolventin. Ihr beruflicher Background passt perfekt zu den Bedürfnissen meines Unternehmens, so dass sich eine Win-Win-Situation ergeben hat und sie nun ein Praktikum bei mir absolviert.

Das tönt ja alles sehr inspirierend und toll. Gab es auf Ihrem Weg zurück ins Erwerbsleben auch schwierige Situationen, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?

Die gab es auf jeden Fall. Der berufliche Wiedereinstieg geschieht ja nicht von heute auf morgen und ist ein langer, manchmal auch mühsamer Prozess, der sehr viel Selbstreflexion verlangt. Eine Situation ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Ich hatte mich, auch wegen meines Finanzbranchen-Backgrounds, während der WBB-Weiterbildung für die beiden Wiedereinstiegsprogramme der Grossbanken beworben und hatte in diesem Zusammenhang einige Bewerbungsgespräche. Im Laufe dieser Unterhaltungen stellte ich fest, dass ich nicht mehr in das enge Korsett einer Grossfirma passte. Obwohl meine Fähigkeiten und meine Erfahrungen als Unternehmensberaterin perfekt zu den einzelnen Stellenprofilen passten. Diese Erkenntnis war zunächst schmerzhaft für mich, denn sie bedeutete, dass für mich, beim beruflichen Wiedereinstieg, der Weg über ein firmeneigenes Programm nicht in Frage kam. Anderseits bestärkte mich diese Einsicht nochmals darin, mich selbständig zu machen, um unter anderem über meine Arbeitszeiten selber bestimmen zu können. Heute bin ich sehr glücklich mit meinen Tätigkeiten und mit meiner beruflichen Situation.

Vielen herzlichen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

 

 

Mehr zum Start-up «Leads4business»

Mehr zu «Women Back to Business»

Über die Autorin / den Autor

o2AHBToffD

Executive School of Management, Technology and Law

Newsletter

Die neusten Beiträge direkt ins Postfach.

Newsletter [DE]

Beitrag teilen

Weitere Beiträge

  • Künstliche Intelligenz verändert den Verwaltungsrat und die HR-Praxis

  • Executive School feiert zweites Townhall-Treffen

  • Die Rolle des Verwaltungsrats bei der Förderung von Innovation

  • Jurist:innen und Innovation – Ein Widerspruch?

  • Empowerment ist das fehlende Bindeglied zwischen Vielfalt und Innovation