Trend 1: Unbossing und Shared Leadership
Flexibilisierung und Dezentralisierung gelten als Kernmerkmale der neuen Arbeitswelt und sind in der Unternehmenslandschaft allgegenwärtig. Deshalb zeigt sich ein Trend hin zu einer Führungskultur, die als „Unbossed“ gekennzeichnet werden kann. Führungskräfte werden aufgefordert, Freiraum für autonomes Handeln zu schaffen und die Führungsverantwortung im Team aufzuteilen.


Eine solche Kultur braucht nicht weniger, sondern mehr Leadership. Verlangt wird Führung, die Orientierung gibt, eine Vision vermittelt und die Bedeutung der Arbeit erkennbar macht. Wird die Führungsverantwortung ohne Vision im Team aufgeteilt, können negative Auswirkungen eintreten. Durch eine orientierungsgebende Führung kann sichergestellt werden, dass das dezentrale Arbeiten im Team durch erlebte Wertschätzung, Priorisierung und ein gemeinsames Sinnerleben auf das übergeordnete organisationale Ziel ausgerichtet wird.

Trend 2: Paradoxe Führung
Eine beschleunigte Arbeitswelt erfordert den immer schneller werdenden Wechsel zwischen Umsetzungs- und Innovationsmodus. Damit Unternehmen in einem dynamischen Umfeld erfolgreich bleiben, benötigen Führungskräfte die Kompetenz, ihr Verhalten situational anzupassen.


Obwohl die meisten Teams anteilig in beiden Modi arbeiten, wird häufig ein einseitiger Führungsstil angewendet, also ein entweder rein ergebnisorientierter oder rein empowernder Führungsstil, welcher mit einem großen Verlust der synergetischen Effekte von Effizienz und Kreativität einhergeht. Im Gegensatz dazu helfen Konzepte wie paradoxe Führung oder inspirierend-multimodale Führung, komplexe Führungsanforderungen und ein Spektrum oft wenig überschaubarer Führungsstile bewusst und zu sehr unterschiedlichen Aufgaben passend zu nutzen.

Trend 3: Diversitätskompetenz als Führungsaufgabe
Ein weiterer bedeutsamer Trend betrifft die zunehmend diversifizierten Erwartungen an „gute Führung“ von unterschiedlichen Generationen. Dieser Trend kann einerseits Spannungen zwischen Individualisierung und Stereotypisierung hervorrufen. Andererseits kann durch Diversitätskompetenz im Umgang mit verschiedenen Generationen auf die Unterschiede zwischen den Generationen verbunden mit Empathie und Flexibilität auf individuelle Präferenzen eingegangen werden und somit Transparenz, Fairness und Gerechtigkeit nach nachvollziehbaren Regeln vorzuleben.

Trend 4: Purpose-driven Leadership
Ein weiterer zentraler Leadership-Trend betrifft das gesteigerte Bedürfnis nach Sinn und Wertschätzung. In der Forschung ist dieses Bedürfnis, das sich in verschiedenen Theorien und Konzepten wie transformational Führung, empowernde Führung, visionäre Führung, dienende Führung sowie inspirierend-multimodale Führung wiederfindet, ein essenzielles Element und erlebt einen Bedeutungszuwachs.


Inspirierende Führung gilt in Kombination mit zielorientierter Führung als eine der wirksamsten Arten der Führung: So ist sie stark mit einer gesteigerten Mitarbeitendenzufriedenheit, Motivation sowie Arbeitsleistung assoziiert und wird bei vermehrt virtueller Arbeit sogar noch wichtiger. Im Gegensatz dazu wird in vielen Unternehmen eine Art Pseudo-Purpose gelebt, was diesem Trend nicht gerecht werden kann.

Trend 5: Gesunde Führung und Caring
Gesundheit und Wohlbefinden wird in der neuen Arbeitswelt ein steigender Wert zugeschrieben. Psychisch bedingte Fehlzeiten steigen bereits seit einigen Jahren an und machten 2020 mit 20 % den höchsten Anteil am Krankenstand aus. In diesem Zusammenhang tragen Führungskräfte immer mehr auch eine Gesundheitsverantwortung für die Mitarbeitenden.


Vor allem im Homeoffice liegen verstärkte Anforderungen an gesunde Führung vor, da hybrides Arbeiten fordernd sein und auch zu vermehrter Krankheit führen kann. Gesundheitsorientierte Führung beinhaltet, dass Führungskräfte achtsam mit ihren Mitarbeitenden und sich selbst umgehen. Sie ist besonders dann erfolgreich, wenn sie systematisch als Führungskultur entwickelt wird.

Fazit
Die fünf Führungstrends sind in der Praxis noch lange nicht bei allen Unternehmen angekommen. Wir behaupten nicht, dass genau diese fünf Trends die Zukunft bestimmen werden, sondern möchten vielmehr Führungskräften und Unternehmen datenbasiert Leitplanken für die Entwicklung moderner Führung geben und somit helfen, die mitunter gestiegenen und teils paradoxen Anforderungen der neuen Arbeitswelt bewusst auszubalancieren. Die Voraussetzung hierfür ist, dass Führung sich entwickeln und ausprobieren darf, aus Fehlern lernt und wieder an Attraktivität gewinnt.

Über die Autorin / den Autor

Leon Barton

M.Sc. Psychologie Leon Barton PhD Candidate, Research Associate

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