Gudrun Sander: Seit über 30 Jahren an der HSG und seit 14 Jahren an der Executive School. Was waren Deine bisherigen Höhen und Tiefen?

Zuerst die Erfolge:

Der grösste Erfolg ist sicher, dass Wiedereinstieg heute für Unternehmen ein wichtiges Thema ist. Und natürlich, dass wir allein mit den Women Back to Business-Programmen bisher ca. 400 Frauen den Wiedereinstieg oder Umstieg ermöglicht haben.

Dabei war es auch zentral, dass ich Patricia Widmer für den Aufbau des englischen WBB gewinnen konnte. Als ehemalige Teilnehmerin des WBB, kennt sie das Programm von Grund auf. Sie hat nicht nur das englische Programm auf der Basis des bereits bestehenden deutschen Kurses aufgebaut, sondern beide Programme weiterentwickelt und neue Angebote ins Leben gerufen. Das ist für mich der schönste Erfolg, dass ich dieses Juwel bei Patricia in den besten Händen weiss und wir weiterhin eng zusammenarbeiten werden, auch wenn ich die Executive School nun verlasse.

 

Und was bleibt Dir besonders gut in Erinnerung?

Ich erinnere mich an viele wunderbare Momente an der ES. Persönlich am meisten berührt hat mich das zehnjährige WBB-Jubiläum, als mehr als 200 Absolventinnen im WBZ waren und der Impact der letzten zehn Jahre für mich so sichtbar und spürbar war wie noch nie. Zudem habe ich vor fünf Jahren die Diversity & Inclusion Tagung (heute D&I Week) ins Leben gerufen. Damit haben wir institutsübergreifend ein Schaufenster nach aussen geschaffen und die HSG auch in diesem Themenbereich positioniert. Wir arbeiten hier in einer Organisationsgruppe mit mehreren Instituten und Schools zusammen, welche die Inhalte definiert und wir konnten vom grossen Know-how der ES bei der Organisation, Vermarktung und Durchführung von Veranstaltungen profitieren. Und natürlich der Aufbau des Competence Centres for Diversity and Inclusion an der Forschungsstelle für Internationales Management. Das CCDI macht vor allem Lohn-Analysen, Benchmark-Studien und begleitet Firmen und Organisationen in verschiedenen Phasen ihrer D&I-Reise.

 

Was lief weniger gut?

Es hat bei den Firmen viel Überzeugungsarbeit gebraucht, dass sie die gut qualifizierten Wiedereinsteigerinnen ernst genommen haben. Zu Beginn waren sehr viele Vorurteile da. Wollen diese Frauen wirklich arbeiten? Können die noch etwas, wenn sie so lange aus dem Arbeitsmarkt draussen waren? Etc. Da wir von Beginn an Firmen als Partnerfirmen und Kooperationspartner einbezogen haben, war eine gewisse Offenheit da. Aber die grosse Herausforderung war, dass es für die Wiedereinsteigerinnen – anders als für Studienabgängerinnen – keine Standard-Profile oder -Stellen gab. Für jede der Wiedereinsteigerinnen musste die Stelle erst «neu geschaffen» werden. Da waren die Firmen zu Beginn überfordert. Heute haben sie erstens gelernt, dass sie die gut qualifizierten Frauen nach der Geburt des ersten Kindes nicht einfach ziehen lassen, sondern sie mit Teilzeitstellen und Jobsharing halten können und zweitens, dass ein paar Jahre Erwerbsunterbruch nicht «Beginn bei null» bedeutet. Aber dennoch, es hängt stark von der Reife der Firmen ab, wie gut sie die Potenziale der Wiedereinsteigerinnen nutzen können.

 

Wirst Du etwas vermissen?

Was ich am meisten vermissen werde sind die Teilnehmerinnen des WBB-Programms in einer kritischen Phase ihres Lebens zu begleiten. Der Kurs dauert jeweils länger als ein Jahr, da lernt man viele Teilnehmerinnen auch privat näher kennen. Man freut sich mit ihnen, wenn der Wiedereinstieg oder Umstieg gelingt, leidet aber auch mit ihnen, wenn sie Rückschläge einstecken müssen. Die Aufnahmegespräche, all die persönlichen Geschichten, das wird mir fehlen. Am liebsten hätte ich einen Grossteil der Absolventinnen direkt bei mir eingestellt. Bei einigen habe ich es ja tatsächlich gemacht. Ich baue gerne Beziehungen auf und das geht bei einem längeren Kurs viel besser als bei einem einmaligen Workshop von ein paar Stunden. Und ganz sicher wird mir das tolle Team an der ES, besonders WBB-Team und Höfli-Team, fehlen. Aber mit Patricia, Melissa und auch mit Stephanie Schoss werde ich in gemeinsamen neuen Projekten – wie z. B. dem geplanten Begleitprogramm für Assistenzärztinnen – weiterhin eng zusammenarbeiten.

 

Mit Blick in die Zukunft, was freut Dich am meisten?

Einerseits freue ich mich, dass ich mich nun voll auf den weiteren Aufbau des Competence Centres for Diversity and Inclusion CCDI konzentrieren kann und andererseits als Co-Direktorin der FIM-HSG die Weiterentwicklung und Positionierung des FIM mitgestalten kann. 1989 war ich die erste Assistentin an der neugegründeten FIM und nun leite ich das Institut gemeinsam mit Winfried Ruigrok in die Zukunft. Darauf freue ich mich sehr, denn damit leisten wir auch einen Beitrag zur weiteren Internationalisierungsstrategie der HSG.

 

Diversität spielt auch in den Weiterbildungen eine wichtige Rolle. Wirst Du denn der Executive School als Referentin erhalten bleiben?

Auf jeden Fall. Ich werde weiterhin Führungskräfte-Trainings im Bereich Inclusive Leadership und Diversity & Inclusion geben, teilweise für die Executive School und teilweise direkt für Firmen. Das ist und bleibt eine meiner grossen Leidenschaften.

 

Herzlichen Dank Gudrun, für diesen umfassenden Einblick und Dein Engagement an der Executive School. Du wirst uns sehr fehlen!

 

Patricia Widmer: Als Leiterin der Diversitäts- und Management-Programme verantwortest Du nun Gudrun Sanders Weiterbildungsprogramme, unter anderem das Women Back to Business aber auch neu lancierte Programme. Wohin geht die Reise?

Die Zeiten, in der Arbeitnehmende eine lebenslange Beschäftigung in einem einzigen Job erwarten – oder sogar wünschen – konnten, sind vorbei. Der moderne Karriereweg ist nicht unbedingt ein Aufstieg zu einem Ziel, sondern eher ein Kontinuum. Vor diesem Hintergrund und den Entwicklungen im vergangenen Corona Jahr, wollen wir in Zukunft noch mehr Menschen mit sogenannten nicht-linearen Karriereverläufen weiterbilden und auf ihrem Weg begleiten. Unsere langjährigen Erfahrungen mit dem Women Back to Business Programm macht uns zu Expert:innen in diesem Thema und dieses Wissen setzen wir ein, um neue Programme zu entwickeln. Beispiele dafür sind das kürzlich lancierte Programme Check-in for Management Programme für Pilot:innen oder das das Reskilling Sales Programm mit Start im Juni.

Gemeinsam mit unseren Partner:innen und unserem Netzwerk haben wir ein Ökosystem geschaffen, das Brücken baut. Wir begleiten die Teilnehmenden bei ihren ersten Schritten auf dem Weg der beruflichen Veränderung, indem wir Wissen und Fähigkeiten vermitteln und konkrete Unterstützung bei der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung bieten. All diese Aktivitäten und Programme werden in unserer Career Relaunch Initiative subsumiert mit der Career Relaunch Tagung und der Career Relaunch Online-Plattform.

 

Wo siehst Du noch mehr Potential?

Ich sehe drei Schwerpunkte für die Zukunft:

– Eine Modularisierung unserer Angebote führt zu einem nachhaltigen Mehrwert für unsere Teilnehmenden. Dabei können unterschiedliche Fokusse gesetzt werden, um spezifische Probleme zu lösen.

– Die Digitalisierung unserer Programme bietet unserer Kundschaft eine höhere Flexibilität sowie eine grössere Sichtbarkeit im Markt durch kollaborative Netzwerke. Das heisst nicht, dass der physische Präsenzunterricht nicht mehr stattfinden wird. Ganz im Gegenteil, er wird durch ein hybrides Klassenzimmer und mit online Formaten aufgewertet.

– Durch die stärkere Individualisierung können wir die Bedürfnisse unserer Teilnehmenden besser abholen. Dabei ist es wichtig, dass Lerninhalte kurz und knapp sowie zur richtigen Zeit bereitstehen. Zudem ist die kundenspezifische Beratung und Begleitung diesbezüglich ein ausschlaggebender Punkt für eine erfolgreiche Weiterbildung.

 

Was fordert Dich am meisten heraus?

Ich muss gestehen, dass ich Herausforderungen mag. Sie bringen mich weiter und ich kann an ihnen wachsen. Sicherlich sind grosse Unsicherheiten, wie wir sie beispielsweise im letzten Jahr durch Corona erfahren haben, nicht immer einfach. Aber auch solche Phasen sehe ich als Chance, um sich neu zu erfinden sowie um unsere Weiterbildungsangebote agil für die Zukunft zu gestalten.

 

Und was macht Dich glücklich?

Die Arbeit mit dem verschiedenen Anspruchsgruppen macht mir grossen Spass. Da sind mein wunderbares Team sowie meine Kolleg:innen ES- und HSG-weit zu erwähnen. Es ist toll mit inspirierten und motivierten Menschen zusammenzuarbeiten. Auch die Begleitung unserer Teilnehmenden einerseits als Dozentin und andererseits in Einzelgesprächen ist erfüllen. Zudem sind die vielen interessanten und anregenden Austausche mit unseren Partnerorganisationen und unserem Corporate Netzwerk immer wieder ein Highlight.

In diesem Ökosystem werden wir unsere Aktivitäten weiterentwickeln und damit einen nachhaltigen positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt sowie auf unzählige Menschen haben. Und dieser Gedanke macht mich wirklich glücklich.

 

Möchtest Du noch etwas hinzufügen?

An dieser Stelle möchte ich ein grosses Dankeschön an Gudrun aussprechen. Nicht nur hat sie mit WBB vor fast 15 Jahren den Grundstein für unseren Career Relaunch Bereich gelegt, sie hat mir persönlich vor ungefähr 7 Jahren die Chance gegeben, mich neu zu positionieren. Dafür sowie für das gegenseitige Vertrauen und die stetige Unterstützung (manchmal auch ein Pushen) meiner Weiterentwicklung möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit am CCDI und viele spannende Jahre in einem inspirierenden Umfeld.

 

Herzlichen Dank, Patricia, für diesen umfassenden Einblick. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Projekte und freuen uns, Dich hier an der Executive School zu haben!

Über die Autorin / den Autor

o2AHBToffD

Executive School of Management, Technology and Law

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