Bei uns an der Uni sieht es ähnlich aus. Statt Klassenraum-Atmosphäre schnuppern wir die eigene, etwas abgestandene Büroluft und unterrichten online. Zugegeben: Als Erlebnis ist dieser Umgang miteinander auf Distanz nicht das Wahre! Kein Small Talk mehr, kein Kaffee im Kreis der Kolleginnen und Kollegen, kein Scherzen mit Studierenden, kein Händeschütteln oder freundschaftliches Augenzwinkern durch die offene Bürotür. Es fehlt uns die Wahrnehmung des Gegenübers, der uns nicht in die Augen blickt, sondern unser Bildchen auf seinem Screen anschaut. Ausserdem sitzen wir zu lange auf ein- und demselben Stuhl, starren pausenlos auf den Bildschirm und kommen auch viel zu oft am Kühlschrank vorbei, von dem wir unwiderstehlich angezogen werden. Home office eben!

Aber da ist noch etwas anderes. Wir verbringen nicht mehr x Stunden pro Tag auf kürzeren oder längeren Reisen von einer Location zur anderen. Sitzungen werden, wenn alles Zwischenmenschliche auf ein Minimum reduziert ist, kürzer. Schaukämpfe und Diskussions-Endlosschlaufen werden weniger, der Diskurs wird disziplinierter geführt. Und plötzlich haben wir auch mehr Freiräume. Es reicht sogar für einen kurzen Spaziergang über Mittag oder am frühen Abend, ohne dass wir deshalb weniger geleistet hätten. Die soziale Kontrolle durch Kolleginnen und Kollegen, durch Assistierende oder Mitarbeitende im Sekretariat entfällt weitgehend („Was, der macht heute schon um 19:00 Uhr Feierabend!“). Wir entdecken unser Zuhause neu, weil wir es seit längerem wieder einmal bei Tageslicht sehen, und statt mit Studierenden oder Mitarbeitenden reden wir etwas öfter mit unseren Kindern und unserem Partner oder unserer Partnerin.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten uns auf die Zeit nach Covid-19 vorbereiten! Lassen Sie uns versuchen, das bisschen an positiver Erfahrung, das wir der Pandemie zu verdanken haben, in eine neue Normalität hinüber zu retten! Es sollte doch gelacht sein, wenn es nicht gelänge, die Vorzüge von onsite- und online-Arbeit zu kombinieren. Das Büro als Austausch- und Kreativ-Plattform für das Team, die Besprechung beim Mandanten als „Rosine“ in einer Reihe von Skype-Meetings, die zum Standard werden. Weiterbildung mal als „Klassentreffen“ und Netzwerkanlass oder auch als Training der eigenen Fähigkeiten, mal als Möglichkeit der konzentrierten Aufnahme von Wissen für mich allein, wann es mir passt und wo es mir passt.

Das musste ich jetzt einfach loswerden. Verzeihen Sie bitte! In meinem nächsten Blog-Beitrag werde ich die Reihe der Besprechung seriöser Management-Themen in Anwaltskanzleien fortsetzen. Versprochen!

E-Learning für Anwaltskanzleien

 

Über die Autorin / den Autor

o2AHBToffD

Executive School of Management, Technology and Law

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